Das Geld-System

Meine Geschichte vom kleinen Goldschmied, der im Laufe der Zeit zum Bankier geworden war, geht wie versprochen weiter! Wir sollten an dieser Stelle nur noch einmal beachten, dass es weltweit mit Sicherheit mehrere Goldschmiede gab, die eine sehr änliche Entwicklung durchlebt haben.

Wir haben bereits gehört, dass das Verhältnis zwischen den „Papieren“ und den tatsächlich vorhandenen Goldreserven im Laufe der Zeit also ständig kleiner wurde. Irgendwann blieb schließlich nichts mehr davon übrig. Das System hinter den, am Dorf-Markt bei den Bürgern so beliebten, „Papieren“ hat sich plötzlich grundlegend verändert. Dies lässt sich 1:1 in unsere Realität übertragen! Früher war ein „Papierdollar“ zum Beispiel tatsächlich noch eine Quittung. Man konnte ihn bei der zuständigen Zentralbank gegen eine feste Menge Silber eintauschen. Dieser Fakt war sogar auf den Dollarscheinen aufgedruckt! (in silver payable…) Irgendwann wurde dies schließlich geändert. Auch diese Änderung lässt sich ohne Probleme in der Realität nachvollziehen. Mittlerweile ist auf den Dollarnoten lediglich folgendes aufgedruckt: (Federal Reserve Note)

An dieser Stelle hätte ich gerne einen Dollarschein von einst und heute präsentiert. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob ich im Internet als Blogbetreiber damit nicht gegen irgendwelche Gesetze verstoßen würde. Es gibt jedoch einige Seiten im Internet, die Bilder von „alten“ und „neuen“ Dollarscheinen veröffentlicht haben. Wer sich dafür interessiert sollte über seine bevorzugte Suchmaschine diesen Bilder-Vergleich starten.

Wenn wir gleich bei Suchanfragen im Internet sind, so möchte ich gleich jetzt darum bitten, folgende Suchbegriffe einzutippen:

  • Fiat-Währung
  • Federal Reserve Requirements

Bitte keine Angst – auch ich dachte bei Fiat-Währung zuerst an einen berühmten Autokonzern aus Italien.

Es gibt einige sehr gute Erklärungen zum Begriff  „Fiat-Währung“ im Internet. Ich möchte es jedoch kurz zusammenfassen. Fiat-Währung bedeutet: Währung erschaffen durch Regierungen. Darüber hinaus besagen die Gesetze, dass die Bürger diese Währung als Zahlungsmittel akzeptieren müssen (!). Nun stellt sich also folgende Frage: „Wenn Regierungen und Banken einfach Geld erschaffen können – wie viel Geld gibt es dann überhaupt?“

Banken und Regierungen

Um neues Gold- und Silbergeld (also Münzen) zu erschaffen, musste man in der Vergangenheit neues Gold und Silber zuerst einmal finden, dann abbauen und schließlich zu Münzen verarbeiten. Heute wird Geld lediglich aus Schuld erzeugt. Bitte wie? Noch einmal langsam: Neues Geld wird erschaffen indem eine Bank einen neuen Kredit vergibt.

Regierungen schaffen meist eine weitere Beschränkung auf die Geldmenge. Sie legen „Grenzwerte“ fest, die man „Fractional Reserve Requirements“ nennt. Selbstverständlich sind diese Grenzwerte unterschiedlich, je nachdem in welchem Land sie gelten. Früher war es in den Vereinigten Staaten von Amerika also durchaus üblich, Gold im Wert eines Dollars als Deckung für 10 ungedeckte Dollars zu haben. Heutzutage gelten die Grenzwerte nicht mehr. Die heutigen Reserven einer Bank bestehen im wesentlichem lediglich aus 2 Dingen:

1. Die Menge an Bargeld, welche die Bankiers bei der jeweils zuständigen Zentralbank eingelegt haben.
2. Die Menge an bestehenden Schuldgeld, welches die Bank als Einlagen hat.

Dazu ein Beispiel:

Eine neue Bank wird eröffnet hat. Die Gründer dieser neuen Bank haben bei der zuständigen Zentralbank eine Einlage in Höhe von 1.111,12 Euro gemacht. Das Verhältnis in unserem Beispiel beträgt 9:1.

Schritt 1:
Die neue Bank begrüßt ihren ersten Kunden. Dieser benötigt 10.000 Euro um ein Auto zu kaufen.
ACHTUNG: Woher kommen diese 10.000 Euro? Richtig: Dieses Geld kommt niergendwo her. Es ist „neues“ Geld. Was passiert wirklich? Es wird einfach ein Geldbetrag (virtuell) auf das Konto des Kreditnehmers getippt.

Schritt 2:
Der Bankkunde kauft ein Auto um 10.000 Euro.
Der Autoverkäufer löst den Kredit von 10.000 Euro bei seiner Bank ein. Auch hier wird ein Geldbetrag von 10.000 Euro dem Konto des Autoverkäufer (virtuell) gutgeschrieben.
Der Autoverkäufer möchte seine Autohalle sanieren. Dazu benötigt er einen Kredit von seiner Bank. In unserem Beispiel (bei einem Verhältnis von 9:1) kann von der Bank des Autoverkäufers ein weiterer Kredit in Höhe von 9.000 Euro ausgestellt werden. (Formel: 10.000 Euro : 10 x 9 = neuer Kredit: 9.000 Euro – Reserve 1.000 Euro – Verhältnis 9:1)
ACHTUNG: Bitte aufpassen! Jetzt wurden bereits 19.000 Euro virtuell erschaffen!!!

Schritt 3:
So entstehen immer wieder weitere Kredite. Gehen wir in unserem Beispiel davon aus, dass der Autoverkäufer das Geld für Elektroinstallationen ausgegeben hat. Der Elektriker benötigt neues Werkzeug. Dieses mal im Wert von 8.100 Euro. (Formel: 9.000 Euro : 10 x 9 = neuer Kredit: 8.100 Euro – Reserve 900 Euro – Verhältnis 9:1) Dieses Beispiel könnten wir beinahe unendlich fortsetzen – bis beinahe 100.000 Euro neues Geld vom Banksystem erschaffen wurden.

Zusammenfassung:
Dieses ganze neue Geld wurde vollständig auf Schulden erschaffen. Dieser gesamte Prozess ist gesetzlich erlaubt. Das einzig „echte“ Geld in unserem Beispiel (Einlage von 1.111,12 Euro) liegt übrigens immer noch unberührt bei der Zentralbank! Darüber hinaus müssen die Banken nachweisen, immer mindestens 10% mehr Einnahmen als Ausgaben zu haben. Anreiz für die Banken: weitere Einlagen bekommen, um auch weiter Kredite vergeben zu dürfen. Mit anderen Worten: Die ursprünglichen Einlagen bei der Zentralbank im Wert von 1.111,12 Euro ermöglichen es dieser Bank im Endeffekt Zinsen auf bis zu 100.000 Euro zu beziehen, die diese Bank jedoch in Wirklichkeit niemals besaß.

Die Realität erinnert uns doch sehr an die Geschichte des findigen Goldschmieds – oder?

Fazit: Banken verleihen Geld, welches sie NICHT haben!

Weiters sollte man wissen, dass in den letzten Jahrzehnten die Bedingungen um eine neue Einlage bei der Zentralbank zu machen – zumindest in manchen Ländern – so gut wie aufgehoben wurden. Das tatsächliche Verhältnis ist also nicht mehr länger 9:1. Für manche Bankprodukte sind mittlerweile ohne weiteres 20:1 oder auch 30:1 üblich. In manchen Fällen gibt es sogar überhaupt keine Reserven mehr(!).

…Fortsetzung folgt…