Alle Jahre wieder…

Und schon wieder einmal ist ein Jahr rasant an uns vorübergezogen. Schon seit einigen Monaten findet man in den Geschäftsregalen Weihnachtsschmuck, Lebkuchen und Geschenkspapier für den alljährlichen Countdown zum 24. Dezember, auch als „Weihnachtsfest“ oder gar das „Fest der Liebe“ bekannt. Aber halt! Es geht doch alles viel zu schnell?! Wir müssen uns doch noch mit so vielen „Freunden“ am Weihnachtsmarkt auf einen Becher Glühwein oder Punsch treffen. Wir müssen doch  noch so viele Weihnachtsgeschenke besorgen. Müssen wir eigentlich mit unserem Konsumverhalten das Wirtschaftssystem stets am Leben erhalten? Laufen wir doch immer weiter in diesem „Hamsterrad“ unserer Konsumsucht. Dabei merken wir oft gar nicht mehr wie süchtig wir bereits nach dieser Droge mit dem Namen „Konsum“ sind!

Viele von uns arbeiten dafür immer mehr und vor allem immer länger, um diese Droge auch weiterhin konsumieren zu dürfen. Wir sind ja schließlich auch mitten in einer Wirtschaftskrise. Da ist es doch sonnenklar, dass jeder von uns einen Beitrag leisten muss – oder? Wir müssen doch immerhin froh sein, dass wir noch nicht arbeitslos sind. Unsere Arbeitgeber sind doch diesem gewaltigen „Kostendruck“ unterlegen. Alles wird teurer, die Märkte sind verunsichert, der Konsum geht zurück, das Personal kostet einfach zu viel Geld…

Deshalb müssen wir wohl froh sein, dass wir noch unseren Job haben. Wir dürfen doch froh sein, dass wir die Agenden unserer ehemaligen Arbeitskollegen übernehmen und somit auch einige Überstunden machen dürfen. Diese Überstunden bekommen wir zwar schon lange nicht mehr ausgezahlt – aber was soll´s? Entweder sind diese „Mehrleistungen“ heutzutage in sogenannten „All-In-Verträgen“ bereits abgegolten, oder wir dürfen immerhin irgendwann einmal (selbstverständlich nur wenn es die Geschäftssituation erlaubt!) diese Überstünden in Zeitausgleich umwandeln. Oh Du fröhliche…

Advent, Advent – Der Euro brennt!

Als vor drei Jahren diese berühmte „Blase“ anscheinend geplatzt ist, wurden Banken und Konzerne mit Steuergeldern gerettet. Man warnte uns eindringlich vor dem „Domino-Effekt“.  Seither haben sämtliche Regierungen der westlichen Industrieländer jedoch jeglichen Ansatz zu einer nachhaltigen System-Reform vermissen lassen. Das einzige Rezept, welches seither immer wieder zur Anwendung kommt, lautet: „Produktion von mehr Geld!“ Erst vergangenen Mittwoch (30.11.2011) fluteten die EZB, die FED sowie die Notenbanken Kanadas, Japans, Großbritanniens und der Schweiz die Märkte wieder mit frischem Geld. Das darauf folgende „Kursfeuerwerk“ wurde ja in den Mainstream-Medien richtiggehend zelebriert. Gerade einmal eine Woche später „scheint“ die Luft jedoch schon wieder raus zu sein. Wer hätte sich das gedacht?

Da hilft es anscheinend auch nicht, wenn die zwei „alleinigen“ Führungspersönlichkeiten der EU (Merkel und Sarkozy) lauthals ihre Rettungspläne ankündigen oder von Markt-Experten „irrwitzige“ finanztechnische „Hebelprodukte“ erfunden werden.  Jeden Tag werden neue Fakten auf den Tisch gelegt. Die Staatsverschuldung von Griechenland erreicht bald die unglaubliche Marke von 200 Prozent. Aber auch in Italien liegt die Staatsschuld schon recht bald bei 120 Prozent. In Irland sieht es nicht unbedingt besser aus – dort beläuft sich der Wert auf knapp 118 Prozent.

Nebenbei wird in ganz Europa von einer „Schuldenbremse“ gesprochen. Viele Politiker/Innen besinnen sich plötzlich auf die Verfassungsgesetze ihres eigenen Staates. Richtig sauer zeigen sich dann sogar beispielsweise Bundespräsidenten, wenn von Oppositionsparteien eine Verankerung derartiger „Schuldenbremsen“ in der Verfassung verhindert werden. Es entsteht immer mehr der Eindruck, dass der Wille des Volkes gar nicht mehr zählt. Dabei leben wir doch in keinen Diktaturen – oder?

Märkte = Menschen

Dann kommen da immer wieder diese „bösen“ Ratingagenturen ins Spiel, die sich laufend erlauben ihre Ratings von Banken und Staaten herunterzustufen. Das führt doch nur zu weiteren „Verunsicherungen“ der Märkte. Ob den handelnden Personen wirklich noch klar ist, dass die Märkte immer noch aus Menschen bestehen? Die Schlagzeilen läuten also schon seit einiger Zeit die letzten Wochen des Euros ein. Aber woran kann das wohl liegen? Hat man wirklich geglaubt, dass eine Währungsunion funktionieren kann, ohne zuvor die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen? Wie kann es sein, dass es immer noch unterschiedliche „regionale“ Bestimmungen zu so wichtigen Themen wie „Arbeitswelt“ oder „Steuern“ gibt? Warum haben so wichtige „Gründungsmitglieder“ der Europäischen Union wie Großbritannien nicht an diesem „Währungsprojekt“ teilgenommen? Wurde eigentlich jemals berücksichtigt, dass es durchaus unterschiedliche „regionale“ Verhaltensweisen und Gebräuche in den einzelnen Mitgliedsstaaten gibt?

In südeuropäischen Ländern wird zu Mittag gerne mal eine Siesta eingelegt. In Deutschland wird immer öfter sogar ganz auf eine Mittagspause verzichtet. Kann man jedoch daraus ableiten, dass die Menschen in Griechenland weniger produktiv sind? Ich denke nicht! Tragen also alleine die Menschen in Griechenland die Schuld an der derzeitigen Situation? Ich denke auch nicht! Vielmehr wäre es doch endlich an der Zeit, diesen „Systemfehler“ endgültig bzw. noch rechtzeitig zu beenden, und anschließend Schritt für Schritt einen nachhaltigen und menschenwürdigen Systemwandel einzuläuten.

Darüber hinaus werden uns „Lügen“ und „gefälschte Zahlen“ beinahe täglich untergehubelt. Ein Beispiel: Die Inflation in Österreich beträgt aktuell 3,1 Prozent. Wenn wir uns aber die Entwicklung der Spritpreise ansehen, dann kommen wir sehr rasch auf einen Preisanstieg von rund 24 Prozent (Vergleich November 2010 bis November 2011). Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Entwicklung des Goldpreises im Zusammenhang mit der Entwicklung der Währungen Euro bzw. Dollar. Wenn man einmal davon ausgeht, dass es sich bei Gold um einen „konstanten Wert“ handelt, kann man feststellen, dass die Währungen seit ca. Juni 2011 massiv an Wert verloren haben. Im Jahresvergleich (November 2010 bis November 2011) sehen wir auch hier einen Wertverlust von ca. 24 Prozent.

Wenn man jetzt noch berücksichtigt wie sich die Lebensmittelpreise, Mietkosten, Betriebskosten, Rundfunkgebühren usw. entwickeln, dann wird sehr schnell klar, dass hier etwas nicht mehr stimmen kann. Aber hier schließt sich eben wieder dieser Kreis. Wir laufen in einem Hamsterrad. Wir müssen konsumieren. Wir müssen immer mehr in immer weniger Zeit leisten. Die Verschuldung des Einzelnen wird immer mehr anwachsen. Wir werden immer mehr vom Geld- bzw. Wirtschaftssystem versklavt. Oh Du seelige…

Mut zur Veränderung

Es bleibt jedenfalls spannend, wie sich unsere gemeinsame Zukunft entwickeln wird. Ich kann und will die Hoffnung nicht aufgeben, dass wir es Schritt für Schritt schaffen können unser Wirtschaftssystem nachhaltiger und menschenfreundlicher zu gestalten. Eines steht jedoch unwiderruflich fest: Das jetzige System hat wohl endgültig ausgedient. Es hat sich nicht bewährt – ganz im Gegenteil! Und noch viel wichtiger: Dieses System ist nicht zu retten!

In diesem Sinne wünsche ich allen ein wunderschönes Weihnachtsfest. Hoffentlich wenigstens ein paar freie und erholsame Feiertage im Kreise der Freunde und Familie. Ich wünsche aber auch mehr Mut zur Veränderung sowie mehr Offenheit neuen Ideen und Konzepten gegenüber. Darüber hinaus wünsche ich ein erfolgreiches und vor allem gesundes Jahr 2012. Für unsere gemeinsame Zukunft. Gestalten wir unseren Planeten gemeinsam nachhaltiger und somit für uns alle lebenswerter.